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Dienstag, 26.3.2002



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Internet-Zertifikate medizinischer Websites sind meist nutzlos


Was immer Sie tun, gehen Sie nicht ins Internet“, raten manche Ärzte ihren Patienten. Und das sei nicht einmal verwunderlich, kommentierte der US-Internetexperte Tom Ferguson vor kurzem im Fachblatt British Medical Journal (Bd. 324, S. 555, 2002). Die renommierte Zeitschrift hatte ein Themenheft der Frage gewidmet, wie gut medizinische Web-Seiten tatsächlich sind. Nach wie vor scheinen die Qualitätsunterschiede gewaltig. Und Fakt und Fiktion liegen mitunter nur einen Mausklick voneinander entfernt.

Um die Spreu vom Weizen zu trennen, hatten öffentliche Institutionen, medizinische Gesellschaften und kommerzielle Anbieter in den vergangenen Jahren eine Fülle von Qualitätssiegeln entwickelt. Sie sind auf vielen medizinischen Seiten als Logos zu finden und sollen den Internetnutzern den Weg im Online-Dschungel weisen. Manche der Siegel gelten als Klassiker, etwa jenes der Schweizer Health on the Net Foundation (HON). Andere dagegen muten exotisch an und wecken mit Namen wie „Nicecom nicelinks“ oder „Dr. Webster’s Website of the day“ eher Skepsis als Vertrauen.

Unklare Vergabekriterien

Tatsächlich ist der Nutzen vieler Gütesiegel fraglich. So hatten Anna Gagliardi und Alejandro Jadad von der Universität Toronto knapp hundert von ihnen unter die Lupe genommen. Das ernüchternde Fazit: Bei der großen Mehrzahl der Siegel bleibt unklar, nach welchen Kriterien sie vergeben werden. Kommerzielle Interessen sind selten ersichtlich. Und mitunter finden sich Güte- Logos selbst dann noch auf Websites, wenn die vergebende Organisation schon nicht mehr existierte (BMJ, Bd. 324, S. 569).

„Zudem sind viele der Qualitätssiegel unter Internetnutzern gar nicht bekannt“, urteilt Gunther Eysenbach, der an den Universitäten Heidelberg und Toronto das Nutzerverhalten von Rat suchenden Surfern erforscht. Diese scheinen sich mitunter wenig um die Qualität der besuchten Seiten zu sorgen, wie Eysenbach und sein Kollege Christian Köhler berichten (BMJ, Bd. 324, S. 573). Die Forscher hatten Testpersonen aufgefordert, mit Hilfe des Internet herauszufinden, ob etwa eine Malariaprophylaxe bei einer Reise nach Australien notwendig sei. Es zeigte sich, dass die Testsurfer – möglicherweise, weil sie gewohnt sind, mit Online-Zeiten sparsam umzugehen – meist nur die ersten fünf der von Suchmaschinen gefundenen Links verfolgten und so viele gute Web-Seiten verpassten. Zudem überprüften sie meist nicht, wer die Seiten betreibt. Später wussten auch nur wenige, ob die Informationen von einer Universität, einem Unternehmen oder einer Privatperson bereit gestellt worden waren. „Internetnutzer sollten vorsichtiger und kritischer mit dem Medium umgehen“, folgert Eysenbach.

Sasha Shepperd und Deborah Charnock von der Universität Oxford argumentieren indes, dass die mitunter mangelnde Qualität medizinischer Websites keineswegs ein neues Problem sei (BMJ, Bd. 324, S. 556). Auch bei anderen Medien stelle sich die für manche beunruhigende Frage, wie korrekt die gegebenen Informationen eigentlich seien. „Tatsächlich ist die Panik, dass das Internet viel schlechter ist als herkömmliche Medien, unnötig“, meint auch Eysenbach. Sein Team hat in einer noch unveröffentlichten Untersuchung 100 Studien miteinander verglichen, in denen die Güte von medizinischen Websites, Zeitungsartikeln oder Fernsehsendungen überprüft worden war. Einen Qualitätsunterschied fanden die Forscher nicht.

Martin

Lindner


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